Wenn die Erde sich langsam roetlich faerbt, die Vegetation gruener und
saftiger wird und die Bananenbaeume die Landschaft praegen, dann weißt du, dass
du in Uganda bist. Spaetestens ab Hoehe Jinga begruesst dich das Land in diesen
warmen Farben. Am schoensten scheint mir die Zeit im spaeten Nachmittagslicht,
wenn die langen Schatten durch das goldige Rotbraungruen ziehen und der Duft
von Chapati und grilliertem Fleisch die Luft erfuellt. Welcome to Uganda.
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Xavier Project und Gilly |
Die meisten werden ueber die Geschichte Uganda’s, die gewaltsamen
Diktaturen von Idi Amin und Obote im Bilde sein. Dass das Land ueber heute
exisiterende Koenigreiche verfuegt, welche einen weit groesseren Einfluss auf
die hiesige Bevoelkerung ausueben als die offizielle Regierung unter Museveni,
duerfte vielleicht weniger bekannt sein. Gilly, eine erfolgreiche BBC
Journalistin aus der UK, und ich haben uns auf einer ersten Tour von den
historischen Staetten beeindrucken lassen. Kleine Anmerkung: Wir gingen zu
Fuss, wer aber das eigentliche Kampala-Feeling haben moechte, der bewegt sich
mit den Motorraedern, den sog. „Boda Bodas“ durch die Stadt. I love it!
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Bei Regen fuellte sich der Keller zur Hoehe der gruenen Linie. Das Wasser wurde an die Elektrik angeschlossen und die Gefangenen von dein seitlichen Raeumen hineingestossen. |
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Die Ueberbleibsel des einzigen, in Uganda existierenden RollsRoyce aus der Zeit des britischen Protektorats. |
Nebst den dunklen, historischen Orten verfuegt die Stadt auch ueber modernere Wahrzeichen, wie die imposante
Gaddhafi Moschee im Zentrum, welche erst 2007 mit Geldern des Despoten fertig
gestellt wurde. Man kann sich fragen, weshalb ein Land, dessen Bevoelkerung
ueber 80% christlich katholisch ist, ein derartiges muslimisches Monument
erstellt. Da die Moschee unter dem Islam anhaengenden Amin ihren Grundriss
bekam, ist dies jedoch erklaerbar.
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Die Fenster aus Aethiopien, die Verziehrungen aus Marokko, der Zement aus Südafrika, das Holz aus D.R.C. und die Chandeliers aus Aegypten. Gearbeitet haben die jeweilgen Landesangehoerigen, Ugander sind weniger produktiv, gemaess Auskunft des Fuehrers. |
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Ausblick vom Minarett auf Kampala |
Im Vergleich zu den mir bekannten Hauptstädten wie Nairobi, Dar es Salaam
oder Addis Ababa bietet Kampala mehr von dem Afrika, wie wir es uns vorstellen.
In den Strassen wimmelt es von Haendlern, Beobachtern, schwatzenden Frauen und
Maennern. An jeder Ecke brutzeln kleine Leckereien auf dem Kohlenherd und die Menschen schieben Schubkarren von Fruechten vor sich hin. Alles zum
Verkauf und sozusagen Dominique’s Paradies. Eine lokale Spezialitaet ist die
Speise „Rollegg“; eine Genuesslichkeit aus Chapati und Ei. Einfach, aber
unschlagbar. Ein Anleitung:






Natuerlich offeriert die lokale Kueche einiges Mehr als Chapati-Rollegg. Wir waren
diese Woche bei einer Familie in ihrem kleinen Restaurant im Bezirk Nsambya
eingeladen. Die junge Mutter von vier Kindern hat eine Wellblechhuette zu
Kueche und Restaurant in einem umgewandelt und bietet ihren Gaesten
Kochbananan, Reis, Suesskartoffeln, Fisch, Fleisch und Bohnen an. Wir waren
beruehrt von der aermlichen, aber herzlichen Umgebung und erstaunt darueber, wie gut das Essen schmeckte.
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Die Kueche und das Restaurant. |
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Die Koechin |
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Der Sohn, der nach Mexiko auswandern will, weil es dort Reggea Musik gibt. |
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Die Freundin des juengsten Sohnes. |
Wer in Kampala landet, sollte auch einen Ausflug an den nahe gelegenen
Viktoriasee oder die noerdlich gelegene Stadt Jinga, der Quelle des blauen
Nils, machen. Wie es scheint, fliegt sonntags die ganze Stadt in diese
Naherholungsgebiete aus. Vor dem Vergnuegen gehoert es jedoch zum
Programm, der morgentlichen Messe beizuwohnen. Mein erstes Kirchenerlebnis fand
in einer Halle statt, welche mit bunten Tuechern behangen wurde und mit Altar
und einigen Stuhlreihen zum Ort Gottes erklaert wurde. Die Messe war spezifisch
fuer Jugendliche und der Raum war pumpenvoll. Jeder und jede hat sich die
schoensten Kleider angezogen und lauschte gespannt der Rede des Pfarrers,
welche mehr einer Rap-/Gospeldarstellung glich und nichts mit den bei uns
ueblichen, monotonen Pflichtveranstaltungen gemein hatte.
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Aschermittwoch: Die Kirchengaenger erhalten Asche auf die Stirn, bevor sie in den Sonntag entlassen wurden. |
Spaeter, am Viktoriasee plauschten die Ugander im Wasser. Trotz der
Bilharzia, welche Dir im Wasser auflauern koennen, haben sich die maennlichen
Vertreter des Xavier Project nicht abschrecken lassen und mischten sich unter
die Badenden.
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Find Willy |
Wochentags habe ich mich morgens jeweils als Lehrerin fuer die
Englischklasse der vielen Fluechtlinge angenommen. Die Schule befindet sich in
einer Wellblechhalle, verfuegt aber ueber Tafel und Kreide. Saetze wie „the
last job of my hands was defeating my enemies“ lassen auf eine turbulente
Vergangenheit schliessen. Eine lange Diskussion ueber die Vor- und Nachteile
vieler Kinder in einer Familie stellte das westliche Modell von weniger Kindern
schnell in den Schatten.