Freitag, 22. März 2013

Lamu Archipelago



Aufgrund der Präsidentschaftswahlen vom 4. Maerz warnen die internationalen Medien vor Reisen in Kenya. Ist man aber unmittelbar vor Ort sieht die Lage oft anders aus und ich konnte mit gutem Gewissen die lange Busfahrt von Kampala nach Nairobi auf mich nehmen. Nairobi diente als Stopover auf meinem Weg nach Lamu, eine Inselgruppe an der Kenyanischen Nordkueste, nahe an der Grenze zu Somalia.

Weshalb Lamu? Es ist das Zanzibar von Kenya, es ist Heimat der Swahili Kultur und es ist der Ort, welcher mir von einer guten Reisekumpanin in Aethiopien waermstens empfohlen wurde. Ihr habe ich es auch zu verdanken, dass mir Lamu innert kuerzester Zeit zur Heimat wurde und ich von Tag eins an gut vernetzt war und ein Prachthaus mein Heim nennen darf. 

Lamu
Sailing, Shella im Hintergrtund
 Lamu ist nicht nur der Name der gesamten Inselgruppe, sondern auch das Staedtchen von rund 50'000 Insebewohnern. Daneben liegt das romantisch gelegene Shella, in der Regel Hauptattraktion fuer Touristen. Es ist Nebensaison und es gibt kaum Touristen. Die schoenen Straende gehoere einem fast alleine, die Dhows (Boote) liegen einem praktisch zu Fuessen und damit die unglaublich erholsamen Segelgaenge durch die Mangrovenwaelder im Meer bei Sonnenuntergang. Zurueckblickend auf meine Monate im Ostafrika konnte ich mir keinen passenderen Ort fuer das Ende aussuchen. 

Manda Beach
Feel free like a shark in the sea: in den Mangrovenwaeldern
Big Mama, Dhow Mosambique
 Das Leben findet hier auf den Dhows statt. Wie es der Zufall wollte, besitzt Musini, mein erster Lamukontakt, ein Dhow, welches gerade fertig in Stand gestellt wurde und bereit zum Segeln ist. Es ist ein Prachtsboot im Stil Mosambique. Es exisiteren hier zwei Arten von Dhows, Lamu und Mosambique. Beide sind sie Kunstwerke fuer sich und bieten ihren Besitzern und der Besatzung ein zweites Zuhause. Insbesondere in der Hitze vor Regenbeginn schlafen viele junge Crewmittglieder auf den Booten, wo der Wind einem eine geringe Abkuehlung bringt.

Dhow Lamu
Braga, Musini's Dhow
Die Stimmung ist entspannt, hier auf Lamu. Die mehrheitlich muslimische Bevoelkerung geniesst das Lebensgefuehl “free like a shark in the sea” und lassen dich als Weisse anders als in Zanzibar in Ruhe. Das schliesst die der Swahilikultur eigene Gastfreundschaft jedoch nicht aus und es dauert keinen Tag bis ich fuer Dhowfahrten oder auf einen Besuch bei einer Familie zwecks Neugeborenen eingeladen war. Dieser Besuch war eindruecklich. Alleine die Tatsache, dass man mich als mehr oder weniger Fremde in ein Haus einlaedt, wo vor knapp 12 Stunden geboren wurde und dann noch darauf besteht, mit der mueden Mutter Smalltalk zu betreiben war erstaunlich. Gleichzeitig aber auch wunderschoen, wie das Frischgeborene auf dem Bett lag und es einfach das Normalste auf der Welt ist, dass wieder ein neues Kind in die Familie eingetreten ist. Ein Kind ist hier kein Projekt, aber Livestock. Wie mein lieber Freund so schoen sagte “we dont get rich on money, we get rich on children”. Ein wiederkehrendes Thema in Ostafrika. Wie mir die junge Mutter von knapp 21 Jahren aber in einer Nonchalance erzaehlte, dass sie vor neun Jahren verheiratet wurde und ihren Ertgeborenen vor sechs Jahren das Licht der Welt erblickt hatte, ich ihr dabei in die Augen sah und sie keinerlei Anzeichen von Unglueck oder Trauer ob der verlorenen Jugend zeigte, kam ich ins Nachdenken. Auch in Kenya ist die Heirat vor 18 Jahren verboten. Aber wie es so ist, im Busch oder auf Inseln ist die Realitaet schicht eine andere, wie sie in den Ballungszentren einem via die Medien praesentiert wird.

Lamu ist klein, die Altstadt ist etwa so gross wie Schaffhausen, jeder kennt also jeden. Dennoch kommt es vor, dass sich zwei junge Maenner auf der Strasse begegnen und feststellen, dass sie denselben Vater haben, sich aber nie kennengelernt hatten. Die Poligamie markiert auch hier ihr Territorium. In der Regel aber wird man beobachtet und es wird geredet. Es vergingen keine zwei Tage und schon kamen Leute auf mich zu, welche ueber den Tag meiner Ankunft, die Person meiner Begleitung und der Ort meiner Bleibe Bescheid wussten. 

Das Per House ist mein Zuhause. Es ist ein grosses, vierstoeckiges Haus mit offenen, luftigen Raeumen im fuer Lamu (wie auch fuer Zanzibar) typisch arabischen Stil. Grosse Holztueren gewaerhen Einlass in einen weissen, leicht bruechiger Palast und die bekannten schweren Holzmoebel zieren die Raeume. Das Haus gehoert einem Schweden, der es hin und wieder Reisenden fuer einen Spottpreis als Bleibe anbietet. Was fuer ein Glueck ich habe, hier wohnen zu duerfen!



Seit ein paar Monaten wohnen hier drei Maedels aus Deutschland und Oesterreich, mit welchen ich mich trotz allen Outdoor-Verlockungen fuer volle zwei Tage im Haus zurueckgezogen habe. Das Haus bietet allerlei Moeglichkeiten, sich rund um die Uhr zu beschaeftigen. Insbesondere die Naechte koennen sich bis zum Sonnenaufgang in die Laenge ziehen, da man kaum je genug von der kuehlen Brise und den Sternen genug bekommt. Aus diesen Gruenden hat sich mittlerweile die Per Dachterasse zum Schlafplatz meiner Besucher und natuerlich meiner selbst entwickelt. Hauptsaechlich aber ist es ein Ort der Ruhe und Zufriedenheit, genau das Richtige, wenn man nach langen Dhow Trips, viel Sonne und Wasser erschoepft auf die Kissen faellt.

Rooftop Sunset before...
...Rooftop Dinner!
Die Dhow Trips, ein Highlight. Die grazilen Holzboote mit ihrem grossen Segel, den einladenenden Flaechen zum Liegen und Geniessen und damit das Gefuehl von Freiheit und Gelassenheit ist ein absolutes Muss auf Lamu. Es ist nebst den Eseln auch das einzige Fortbewegungsmittel, dass die Bewohner hier kennen. Es exisiteren keine Strassen und keine Autos oder Motorraeder. Nur Esel, Schubkarren und Dhows. Das mit den Eseln finde ich super! Die Tiere sind richtig suess zum anschauen, sind extrem widerstandsfaehig und freuen sich ueber jeden kompostierbaren Abfall. Gerade kuerzlich hat mir jemand eine Bananenschalt aus der Hand genommen und meinte “Please? For the donkey.” Zuhause kann man die Mango oder andere Schalen einfach vor die Tuer werfen, die sind am naechsten Tag garantiert nicht mehr da.
 
Zurueck zu den Dhows. Musini's Dhow war also frisch gestrichen und segelbereit und ich hatte einmal mehr das Glueck, am ersten Segeltag dabei zu sein. Unterwegs haben wir auf dem Boot gekocht und nebenher das Segel gereinigt, bist wir es gespannt und in der Abendsonne im Wind getrocknet haben. Die Crew hat mit Plastikeimern die lokalen Rhythmen zum Besten gegeben und wie dann noch die Delphine nebenher schwammen, ja, da ist man wirklich im Paradies angekommen.

Cleaning the sail, check out the Lamu Map!
Enjoying Sailing
Julia hat das Essen in Schmuck verwandelt, yay!
So vergehen hier die Tage, auf den Dhows, im Per House, in den gemuetlichen, aber engen Gassen beim Chai trinken oder redend an der Seafront oder dem Market Square. Am liebsten gehe ich abends in das lokale Restaurant La Banda und gucke mir die News um 9pm an, es koennte politisch keine spannendere Zeit geben. Dazu einen frischen Saft trinken und Reis mit Fisch, wie koennte es anders sein, und ich bin happy. 

Uebrigens, es gibt natuerlich auch hier gute Organisationen, die Unterstuetzung brauchen koennen. Ich ging vor ein paar Tagen das Spanische Weisenhaus besuchen und hab dort mit den Kids Basektball gespielt (ja, in dieser Hitze, wirklich!). Guckt Euch doch die Website an, jeder Franken oder Dollar ist willkommen und well spent, promise: www.anidan.org

Meine harte Gegnerin im Basketball
 

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