Donnerstag, 7. März 2013

From monkeys, crater lakes and an enchanted forest…

Nachdem mir meine Natel und iPhone und damit, wie es manchmal scheint, das halbe Leben abhanden gekommen sind, beschloss ich der Zivilisation den Ruecken zu kehren und brach auf in den beruehmten Suedwesten Ugandas. Unschwer zu erraten, dass das Reisen ohne eigenes Auto, insbesondere in den dem oeffentlichen Verkehr teilweise unerschlossenen Gebieten, eine Herausforderung ist. Das lange Feilschen um Preise nach noch laengerem Warten auf ein Verkehrsmittel am Strassenrand liessen mich den Opel aus der Schweiz vermissen. Aber die vielen Bekanntschaften unterwegs, sei es im geteilten Auto oder in einem Matatu, und das Reisen mit Boda Bodas machen vieles wett und eroeffnen ungeahnte Abenteuer, wovon es noch zu erzaehlen gilt.

Der Bus trug mich in halsbrecherischem Tempo von Kampala noch Fort Portal, von wo ich in den nahe gelegenen Kibale National Park stach. Die Landschaft wurde gruener und gruener, die Baeume groesser und dichter und schon glaubte man die Chimpansen und Buschelefanten durch das Geaest rufen und trompeten zu hoeren. Der Park hatte ein gemuetliches Baumhaus zu vermieten, in welchem ich mich auf den Tag mit den Chimpansen vorbereitete.

Der Tag begann um 6 Uhr frueh und sollte bis zum Abend dauern. Chimpansee Habituation Experience nennt sich die Aktivitaet, wobei man einen Tag im Leben einer Chimpansengruppe von bis zu 120 Affen verbringt. Die Tiere sind an Menschen gewoehnt ohne von ihrer natuerlichen Lebensweise abzuweichen. Fuer mich bedeutete dies: Esse, wann sie essen, schlafe oder ruhe, wenn sie das tun und wandere durch den Wald und lasse dich von ihnen fuehren. Es war ein einmaliges Erlebnis. Ich war erstaunt, wie gross und wie menschlich diese Lebewesen sind und beeindruckt von den lauten Rufen und Schlaegen gegen Brust und Baeume als Kommunikationsmittel.

 


 
Wenn die Chimpansen ruhten und ich dasselbe tat, genoss ich die Stille und Kuehle des Waldes. Es gab vieles zu entdecken und ich erfreute mich an den zahlreichen Schmetterlingen, ihren Farben und ihrer Grazie.

 

Als die Affen gegen Abend die Baeume erklommen, um ihr Nest fuer die Nacht zu bauen, fuehrte mich der Guide aus der Tiefe des Waldes, wo ich die zweite und letzte Nacht im Baumhaus verbrachte.

Noerdlich des Kibale Nationalparks befinden sich viele Kraterseen, die sich in die hueglige Landschaft eingegraben haben. Die Seen sind umzingelt von grossen Bananen- und Teeplantagen und in nicht ganz so weiter Ferne sieht man die Rwenzoris mit dem Himmel verschmelten, die Mondberge Ugandas.

Hier liess ich mich fuer eine kurze Weile nieder und machte nette Reisebekanntschaften. Zusammen erkundeten wir die Seen und Huegel und ich fuehlte mich trotz der andersartigen Vegetation und Tierwelt sehr an Zuhause erinnert.


 
 
Fort Portal ist nicht nur Dreh und Angelpunkt fuer Erlebnisse mit Chimpansen und Kraterseen, sondern auch ein guter Ausgangspunkt fuer das Fortsetzen der Reise in den Sueden, vorbei am Rift Valley und an den Mondbergen in die so ploetzlich aufwartende Savanne des Queen Elisabeth Nationalparks. Innerhalb von wenigen Stunden kehrte das satte Gruen in ein trockeneres Gelbgruen und das bekannte Gesicht der Steppenlandschaft erweckten schoene Erinnerungen an Kenya. Ich beschloss nicht in den Park hineinzugehen, machte aber eine kleine Detour an den Lake Edward in das kleine Nest Katwe. Auf dem Weg zeigten sich verschiedene Antilopen und natuerlich die Nilpferde.
 

Katwe ist auf der suedwestlichen Seite vom Lake Edward begrenzt, welcher gleichzeitig Heimat vieler Nilpferde und Krokodile sowie Grenzgewaesser zur DRC ist. Nordoestlich schliesst sich der Nationalpark um das Dorf, weshalb die Einwohner praktisch in einer geschlossenen Zone wohnen. Das hohen Temperaturen und die Trockenheit zeichnen ihre Gesichter und der massive Konsum von Alkohol ist Beispielhaft fuer ihren beschraenkten Lebensraum. Die Kinder hingegen, unwissend um ihre drohende Zukunft, sind stolz mit Hippos und Krokodilen zu leben und lachen und spielen, als ob es kein Uebel in der Welt gaebe.


Meine Reisekumpanen von den Kraterseen und ich haben uns eine nette Unterkunft gesucht, es war eigentlich auch die einzige, und verbrachten den Tag im Schatten. Gegen Abend getrauten wir uns Richtung Wasser, wo die Ziegen und Schafe durch das grosse Metallgitter zum Schutz vor Krokodilen aus dem See tranken.

 
Es hielt uns nichts laenger an dem Ort und wir brachen fruehmorgens auf in Richtung Sueden. Jener Morgen war einer der schoensten, den ich in Afrika erleben durfte.

 

Von Katwe fuhr ich durch die Steppenlandschaft bis nach Buhoma, ein kleines Bergdorf auf 1500 m.ue.M. am Rande des Bwindi Regenwaldes. Wie bereits etwas weiter noerdlich hat sich auch hier die Landschaft in Windeseile in dichtes, sattes Gruen verwandelt und das bekannte Bild der Bananenbaeume zaeumte erneut die Strassen.

Bwindi Nationalpark ist die Heimat der Berggorillaz und damit Touristenanziehungspunkt Nummer 1 in Uganda. Nach meinem einzigartigen Erlebnis mit den Chimpansen habe ich mich aber gegen das einstuendige Trekking entschieden, fuer welches die Uganda Wildlife Authority unschlagbare USD 500 verlangt. Dafuer entschloss ich mich zu einer rund siebenstuendigen Wanderung durch den Regenwald und liess mich von dessen Dichte und den moosbewachsenen Baeumen verzaubern.


 

Die letzten zwei Stunden des Weges gingen steil bergauf nach Nkuringo, dem Ziel der Reise. Die Kleider waren nass, die Petflaschen leer und unser Atem kurz, aber die Anstrengung hat sich gelohnt. Unter uns breitete sich der Regenwald ueber die Huegel in seiner ganzen Fuelle in Richtung Kongo und Rwanda aus. Ich befand mich in einem neuen Dreilaendereck.
 
 
Wir verschnauften nur fuer kurze Zeit, denn es hiess: Wie kommen wir hier wieder fort? Natuerlich bleibt man als Weisser in einem kleinen Bergdorf nicht lange unbemerkt. Zwei flotte Nkuringobewohner boten uns an, uns mit ihren Motorraedern hinunter zum Mutandasee zu bringen. Der Weg sei steil und schwierig und der Regen setzte ein. Mutig packten wir uns und unser Gepack auf die Bodas und schwupps, los ging es in das dreistuendige Fahrabenteuer, definitiv einer der Hoehepunkte dieser Reise.




Die Fahrt war spektakulaer, jede Kurve und jeder Fels oder Stein war ein Nervenkitzel, das Boda rutschte hin und wieder und mir blieb stellenweise das Herz stehen. Dann aber eroeffnete sich diese ungeahnte  Seenlandschaft unter unseren Fuessen, welche unsere ganze Aufmerksamkeit, zumindest fuer sich wiederholende, kurze Abschnitte, auf sich zog. Die Abstaende zwischen den Doerfern wurde kleiner und die Menschen jubelten und riefen uns zu (in der Regel „give me money“, dann aber auch ”give me pen“ oder einfach nur „hello, how are you?“). Wir sangen und jubelten zurueck und waren berauscht von der tollen Fahrt.


Trotz groeberen Gesteinsbrocken aus den nahe gelegenen Vulkangebirge in Rwanda beschleunigten die Bodadriver das Tempo; es zogen dunkle Gewitterwolken am Horizont auf. Keine fuenf Minuten nachdem wir safe and sound im Lake Mutanda Community Camping abgeladen wurden, brach der Regen auf uns ein und der Wind blies saemtliche Tueren und Fenster auf. Es war kalt. Doch der lange Marsch durch den Regenwald und die spannende Fahrt haben uns alle Energien genommen. Selbst in den zwei Stunden, in denen wir auf Reis und Gemuese gewartet haben (Africa Time!) fielen wir in traumlosen Schlaf.
Am naechsten Morgen machten wir Bekanntschaft mit einem Paar aus Suedafrika und gemeinsam beschlossen wir, Mutanda und den Regen in Richtung Lake Buyoni, weiter noerdlich, zu verlassen. Unser Camp war nicht an die Strasse nach Kisoro erschlossen, weshalb wir kurzerhand zu Fuss losmarschiert sind und dabei von einer Kinderschaar begleitet wurden.





Leider hat sich das Wetter nicht wesentlich verbessert, aber der Ort war einfach zu schoen, um gleich wieder nach Kampala zurueck zu kehren. So verbrachten wir vier ganze Tage auf der Insel Byoona Amagara, versuchten uns im Kanufahren, wenn es der Regen zuliess, und liessen unsere Seelen nach den vielen Eindruecken bei gutem Essen in die Weite hinaus baumeln.





Es bleiben mir noch gute zwei Wochen und ich hoffe auf eine ruhige Lage in Kenya, denn so gerne moechte ich ein letztes Mal die Afrikanische Kueste besuchen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen