Wie ich meinen Fuss
auf staedtischen Boden setzte, fuehlte ich mich in einer anderen
Welt. Die indischen und arabischen Einfluesse sind hier
allgegenwaertig; die Architektur, die Gewuerze an allen Ecken und
Enden, die zahlreichen Moscheen und die aus Indien stammenden
„TukTuk“ (dreiraedrige Fahrzeuge) sind nur einige Beispiele, die diese Wahrnehmung bestaerken.
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Gewuerzstand in Malindi |
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Geschwungene Boegen, die arabisches Flair vermitteln |
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Kirche und Moschee sind beide vertreten |
Bevor ich mich aber
daran machte, die verwinkelten, engen Gassen zu erkunden, habe ich
dem Sober House leicht ausserhalt der Stadt einen Besuch abgestattet.
Ich habe in Matemwe Suleman kennengelernt, welcher ueber viele Jahre
Heroinabhaengig war und nach erfolgreichem Entzug das Sober House
gegruendet hat. Die Entzugsklinik zieht Suechtige aus allen
umliegenden Laendern an und darf auf erfolgreiche erste Jahre
zurueckblicken.
Leider ist Heroin
sehr verbreitet auf Zanzibar. Der Drogenhandel wird durch den Hafen
und damit den einkehrenden Schiffen aus Pakistan und umliegenden Laendern
angekurbelt. Mangelnde Aufklaerung unter den Inselbewohnern und eine
korrupte Regierung fuehren dazu, dass viele Kinder und Jugendliche
unwissend mit der Droge in Kontakt kommen. „Gutmuetige“
Touristen, welche den Strassenkindern Geld geben, unterstuetzen deren
Abhaengigkeit. Leider bestehen heute wenige Mittel oder Institutionen, die diesem Problem wirkungsvoll entgegentreten.
Die Bewohner des
Sober House machen das herkoemmliche 12 Punkte Programm durch und
werden im Unterschied zu westlichen Entzugskliniken danach nicht
sofort in die „Freiheit“ entlassen, sondern bleiben der
Organisation als Volontaere treu. Sie unterstuetzen andere Suechtige
auf ihrem Weg zu einem Leben ohne Drogen. Das Motto lautet, denke
nicht nur, sondern mache, lass deinen Mann aus dir heraus:
Wie mir die
Betroffenen erzaehlen, empfinden sie diese Unterstuetzung als
wichtige Aufgabe im Prozess zu ihrer Unabhaengigkeit. Der Zufall
wollte es, dass ich hier wieder auf Phoebee traf, welche vor wenigen
Tagen ein Projekt mit den Bewohnern des Sober House gestartet hat. Da viele sehr
talentierte Kuenstler sind, haben sie die neue Aufgabe, ihren Weg als
Comic auf Papier zu bringen, welchen sie als Praeventionsinstrument
herausgeben und an Schulen verteilen wollen. Ich war erstaunt, welche
Kunstwerke dabei entstanden und bewunderte die Hingebung, mit der sie
arbeiteten.
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Omar bringt seine Geschichte zu Papier |
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Kaca's Bild |
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Jacob ist gut im Sticken |
Pino, eine
Betroffener in der Erholungsphase, hat sich meiner angenommen und
fuerte mich nach meinem Besuch durch die Strassen von Stonetown. Wir
schlossen den Tag bei Spicetea an der Forodhani-Promenade und ich
wurde Zeuge von seiner bewegenden Lebensgeschichte, die ihn von Dar
es Salaam, nach Indien, ueber Pakistan und Tuerkey bis ins Sober
House auf Zanzibar brachte.
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Die Jungs geniessen das abendliche Baden und Springen |
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Abendstimmung Stonetown |
Die beiden folgenden
Tage verbrachte in typischer staedtetrip-Manier; wir assen und
tranken wie Koenige, besuchten das Museum, gingen richtig toll tanzen
und genossen ein Konzert der hier bekannten Taraab Musik (Indische
Rhythmen, Arabische Floeten und kiswahlilischen Gesang). Besonders
beeindruckt waren wir von den schweren Holztueren an beinahe jedem
Haus, welche aus der Arabischen Vorherrschaft stammen und Sinnbild
fuer Wohlstand waren.
Gestern presste ich
mich mit all diesen schoenen Erlebnissen in ein Dalladalla nach
Nungwi und freute mich wieder auf frischen Wind, Spaziergaenge am
Strand und vor allen Dingen die Kinder im Kindergarten.