Donnerstag, 17. Januar 2013

Stonetown

Wie ich meinen Fuss auf staedtischen Boden setzte, fuehlte ich mich in einer anderen Welt. Die indischen und arabischen Einfluesse sind hier allgegenwaertig; die Architektur, die Gewuerze an allen Ecken und Enden, die zahlreichen Moscheen und die aus Indien stammenden „TukTuk“ (dreiraedrige Fahrzeuge) sind nur einige Beispiele, die diese Wahrnehmung bestaerken.

Gewuerzstand in Malindi

Geschwungene Boegen, die arabisches Flair vermitteln
Kirche und Moschee sind beide vertreten
Bevor ich mich aber daran machte, die verwinkelten, engen Gassen zu erkunden, habe ich dem Sober House leicht ausserhalt der Stadt einen Besuch abgestattet. Ich habe in Matemwe Suleman kennengelernt, welcher ueber viele Jahre Heroinabhaengig war und nach erfolgreichem Entzug das Sober House gegruendet hat. Die Entzugsklinik zieht Suechtige aus allen umliegenden Laendern an und darf auf erfolgreiche erste Jahre zurueckblicken.


Leider ist Heroin sehr verbreitet auf Zanzibar. Der Drogenhandel wird durch den Hafen und damit den einkehrenden Schiffen aus Pakistan und umliegenden Laendern angekurbelt. Mangelnde Aufklaerung unter den Inselbewohnern und eine korrupte Regierung fuehren dazu, dass viele Kinder und Jugendliche unwissend mit der Droge in Kontakt kommen. „Gutmuetige“ Touristen, welche den Strassenkindern Geld geben, unterstuetzen deren Abhaengigkeit. Leider bestehen heute wenige Mittel oder Institutionen, die diesem Problem wirkungsvoll entgegentreten. 
 
Die Bewohner des Sober House machen das herkoemmliche 12 Punkte Programm durch und werden im Unterschied zu westlichen Entzugskliniken danach nicht sofort in die „Freiheit“ entlassen, sondern bleiben der Organisation als Volontaere treu. Sie unterstuetzen andere Suechtige auf ihrem Weg zu einem Leben ohne Drogen. Das Motto lautet, denke nicht nur, sondern mache, lass deinen Mann aus dir heraus:


Wie mir die Betroffenen erzaehlen, empfinden sie diese Unterstuetzung als wichtige Aufgabe im Prozess zu ihrer Unabhaengigkeit. Der Zufall wollte es, dass ich hier wieder auf Phoebee traf, welche vor wenigen Tagen ein Projekt mit den Bewohnern des Sober House gestartet hat. Da viele sehr talentierte Kuenstler sind, haben sie die neue Aufgabe, ihren Weg als Comic auf Papier zu bringen, welchen sie als Praeventionsinstrument herausgeben und an Schulen verteilen wollen. Ich war erstaunt, welche Kunstwerke dabei entstanden und bewunderte die Hingebung, mit der sie arbeiteten.

Omar bringt seine Geschichte zu Papier



Kaca's Bild


Jacob ist gut im Sticken

Pino, eine Betroffener in der Erholungsphase, hat sich meiner angenommen und fuerte mich nach meinem Besuch durch die Strassen von Stonetown. Wir schlossen den Tag bei Spicetea an der Forodhani-Promenade und ich wurde Zeuge von seiner bewegenden Lebensgeschichte, die ihn von Dar es Salaam, nach Indien, ueber Pakistan und Tuerkey bis ins Sober House auf Zanzibar brachte.

Die Jungs geniessen das abendliche Baden und Springen

Abendstimmung Stonetown
Die beiden folgenden Tage verbrachte in typischer staedtetrip-Manier; wir assen und tranken wie Koenige, besuchten das Museum, gingen richtig toll tanzen und genossen ein Konzert der hier bekannten Taraab Musik (Indische Rhythmen, Arabische Floeten und kiswahlilischen Gesang). Besonders beeindruckt waren wir von den schweren Holztueren an beinahe jedem Haus, welche aus der Arabischen Vorherrschaft stammen und Sinnbild fuer Wohlstand waren.








Gestern presste ich mich mit all diesen schoenen Erlebnissen in ein Dalladalla nach Nungwi und freute mich wieder auf frischen Wind, Spaziergaenge am Strand und vor allen Dingen die Kinder im Kindergarten.

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