Donnerstag, 10. Januar 2013

Matemwe und das Klischee

Schon komisch, wie rasch die Zeit vergeht und man dennoch das Gefuehl hat, schon so lange hier zu sein. Was haben mir die ersten Tage im 2013 gebracht?
In den ersten Tagen habe ich den Ort, Nungwi, die Leute und das Leben hier einfach auf mich wirken lassen. Es ist leicht, mit Menschen direkt am Strand in Kontakt zu kommen, die Beach Boys sind hier ueberall vertreten und erfreuen sich an den Msungus. Aber das ist weniger mein Ding, mich interessiert das Innenleben im Dorf. Einen ersten Rundgang gab mir ein seltsames Gefuehl, man schaute mich kritisch von oben bis unten an, die verhuellten Frauen waren misstrauisch. Das Dorf war waehrend meines Morgenspazierganges von den repetitive Gebeten der Koranschueler erfuellt und ich aeugte etwas hinein. Meine Neugier wurde mit enormer Gegenneugier der Kinder begruesst. Die Muetter haben dem aber sofort Einhalt geboten. Mir war es sowieso auch unangenehm und ich strollte weiter. Das Dorf ist ueber und ueber gefuellt mit den beruehmten Plastikbehaeltern. Bevor diese den Afrikanischen Kontinenten erreicht haben, waren die Frauen gezeungen, mit schweren Steinkruegen Wasser zu schleppen. Wie dann aber diese tollen, gelben, allgegenwaertigen Plasikeimer eingefuehrt wurden, konnten aufgrund der Leichtigkeit auch Kinder diese muehselige Arbeit erledigen und des Mutter’s Herz hat sich mit Freude erfuellt; eine Last weniger.
Nungwi und die Plastikbehaelter
In den Tagen habe ich einige interessante Koepfe kennengelernt, die mir letzlich auch Zugang zur neunen Schule hier eroeffnet haben. Ja, hier bin ich nun seit Montag jeden morgen beschaeftigt, unterrichte die Kleinsten und helfe der Organisation mit den Vertraegen. Wer haette schon gedacht, dass ich mal noch das Tanzanische Recht studieren muesste. Und nein, das faellt einem bei diesen Temperaturen nicht leicht. Aber dazu ein anderes Mal.
Umoja Training Centre, Nungwi (www.umoja-network.com)
Bevor der “gewoehnliche” Alltag begann und ich auch eine gute Tauchschule fuer meinen Open Water Kurs gefunden hab (morgen erster Tauchgang!), goennte ich mir ein entspanntes Wochenende in Matemwe. Ich habe ja meine Nachbarin und deren Freundin auf der Faehre angetroffen und die ging ich besuchen.
Matemwe Beach am Morgen
Wir haben bei einer herzlichen Familie aus Kenya gewohnt, welche nach ihrer Pension den Wohnsitz auf die Insel verlegt haben. Es war auch zugleich ihre Tochter zu Besuch, welche gewoehnlich als Kuenstlerin in London taetig ist und unter anderem sehr faszinierende Bilder malt (www.phoebeboswell.com). Die Familie ist auch in der Dorfgemeinde engagiert. So geht Joyce, Mutter des Hauses, gerne ihrer frueheren Taetigkeit nach und unterstuetzt die jungen Dorfbewohner im Erlernen von Englisch. Da kamen auch wir mal dran und mussten dieselbe Uebung auf Kiswahili machen, das ging so ziemlich in die Hose, aber wir hatten alle etwas zum Lachen.

Phoebee und die Jungs lachen ueber das Video von uns und unseren hilflosen Versuchen in Kiswahili.
Tim, der Vater, ist weiss, jedoch gebuertiger Kenyaner. Vierte Generation der Britischen Kolonialisierung. Es war spannend, sich mit ihm bei Chapati und Fisch ueber Die beiden Laender und deren Geschichte zu unterhalten. Und es war vor allen Dingen toll, das erste Mal seit Wochen ein richtig gutes Glas Wein zu trinken, das ist hier relativ teuer und wird hier kaum getrunken. Das Haus war riesig und ich hatte meinen Schlafplatz im Offenen, direkt neben dem Meer und durfte zum Rauschen der Wellen einschlafen. Ein Klischee, wie die Umgebung auch. Aber einfach wunderbar.Wer sich hier her verirren sollte, googelt doch mal "Utapoa" in Matemwe, dann habt ihr eine garantiert tolle Unterkunft gefunden.
Matemwe Beach am Abend
Matemwe liegt an der Ostkuest und ist daher stark von den Gezeiten gepraegt. Tagsueber ist das Wasser so weit draussen,dass man eigentlich nicht Baden kann. Morgens aber, wenn auch die Fischer zu den Haeusern kommen, um ihren frischen Fisch zu verkaufen, da ist das Meer fabelhaft und die Zugucken des Fischgeschaeftes ist ein froehliches Rambazamba.
Gastgeberin Joyce kauft frischen Fisch.
Am Strand wird er dann ausgenommen, die Eingeweide bleiben auf dem weissen Sand liegen.
Matemwe ist bis anhin  mein einziger Ausflug, aber am kommenden Wochenende gehe ich erstmals nach Stonetown und freue mich darauf, die bisher gemachten Bekanntschaftn zu besuchen und in Arabische Architektur und Geschichte einzutauchen. Hier in Nungwi ist der Islam wohl vorherrschend, aber die historischen Praegungen sind in dem Fischerdorf weniger zu spueren. 

Maedchen auf dem Heimweg von der Schule.

Aber die belanglosen Gespraeche auf dem Weg, zwischen Tuer und Angel, am Boden oder am Strand, das sind die eigentlich spannenden Dinge die mir hier wiederfahren. Da ich mittlerweile immerhin die einfachsten Saetze auf Kiswahili bilden kann und ich hin und wieder in den Unterricht von der Kollegin reinsitze, bin ich doch faehig, mich in einen kleinen Dialog zu verwickeln. Der endet dann auch meist mit herzhaftem Lachen auf beiden Seiten, da es dann vielleicht doch nicht so gut klappt.
Zuhause bin ich ganz gluecklich. Bin aber bis heute noch nicht dazu gekommen, die Umgebung und vor allen Dingen Ahmed, Sale und Nasir, die Bewohner des Hauses, in dem ich ein Zimmer habe, festzuhalten. Ich werde aber stets mit dem feinsten Fisch und Reis mit Zimt verwoehnt und bin richtig verknallt in unsere Helga, dem Hundebaby, das wir seit Montag bei uns haben.

Mein Heimweg ist manchmal etwas versperrt...
Uebrigens, die Tollwutimpfung war eine gute Sache, hier laufen hin und wieder tollwuetige Hunde herum, ich bin aber gluecklicherweise bis anhin verschont geblieben.

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