Montag, 31. Dezember 2012

Tanganjika, Zanzibar, heute Tanzania

Wie bereits angekuendigt, unterscheidet sich Tanzania trotz nachbarlicher Naehe  gaenzlich von Kenya. Im Norden, in Arusha oder den umliegenden Nationalpaerken ist dies aufgrund des Tourismus und der unmittelbaren Naehe zur ehemaligen Missionarsstadt Moshi weniger spuerbar, aber die Andersartigkeit offenbart sich deutlich in den Kuestenregionen. Vielleicht ist es treffender, Kenya und Tanzania in Kuesten- und Inland zu unterteilen, da die Naehe zum Meer und damit die guten Bedingungen fuer den Handel mit Indien sowohl vor und auch waehrend der Kolonialzeit von Arabern, Indern und eben Deutschen und Briten rege genutzt wurde. Das Inland hingegen war den Einwanderern seit jeher weniger zugaenglich und daher de facto in den Haenden der Eingeborenen geblieben.

Dennoch, Tanzania hat nach der Unabhaengigkeit am 9. Dezember 1961 eine andere Richtung als sein noerdlicher Nachbar eingeschlagen. Kenya wird von Stammespolitik beherrscht und hat daher stets mit Unruhen aufgrund der Stammesrivalitaeten zu kaempfen, womit tiefere Werte wie Gut gegen Boese, Wahrheit gegen Luege, Demokratie gegen Diktatur verwischt wurden. Mit der Unabhaengigkeit von der britischen Krone (nicht wie manchmal angenommen von Deutschland, welches das Land lediglich fuer kurze Zeit in Kolonie hielt) erhielt Tanzania mit Julius Nyerere einen vom Sozialismus ueberzeugten ersten Praesidenten. Nyerere hat in seiner gut 30 jaehrigen Amtszeit versucht, das Land in den sozialen Zustand nach Vorbild von hiesigen Dorfgemeinschaften als Produktions- und Verteilungskollektiv (sog. Ujamaa) ueberzufuehren und rief die bereits etablierte Swahilisprache zur allgemeinen Nationalsprache aus. Entsprechend sprechen wenige Menschen Englisch und ich als Tourist bin gezwungen, wenigestens ein paar Brocken Swahili zu lernen (wobei ich das ja sowieso wollte).
Nyerere’s Vorstellungen eines Sozialstaates liessen sich in der Realitaet jedoch nicht umsetzen, was ihn 1985 zum Ruecktritt bewog. Dennoch, das Gefuel der Zusammengehoerigkeit ist hier spuerbarer als in Kenya. In Tanzania sind nicht die Stammeszugehoerigkeiten, sondern in erster Linie die Angehoerigkeit zum Staat massgebend. Die Nationalsprache beguenstigt dieses kollektive Zusammenleben.
Waehrend der sehr langen (und heissen) Busfahrt von Arusha nach Dar es Salaam habe ich verschiedene Gespraeche mit den Mitfahrern gefuert. Die Leute sind friedlich, sie kuemmern sich weniger um politische Angelegenheiten (was natuerlich damit im Zusammenhang stehen kann, dass in naeherer Zukunft keine Wahlen anstehen). Die Bevoelkerung scheint im Allgemeinen gefestigter, zufriedener, das Land stabiler als der Nachbarstaat zu sein.
Natuerlich herrschen hier dieselben Zustaende wie in Kenya (und wie mir gesagt wird Uganda, also Ostafrika), schlechte Infrastruktur, Armut, Chaos und massiver Verkehr in den Staedten, aber was kann ich sagen, das ist Afrika wie es mir bisher begegnet ist.

Unfall auf den Tanzanischen Strassen...
Dar es Salaam hat mich entsprechend begruesst, wobei zum langen Stehen in den Blechlawinen noch unschlagbare, tropische Hitze kombiniert mit 100% Luftfeuchtigkeit hinzukamen. Wie ich so vor mich hintriefte, wurde ich zum Gasthaus noerdlich von Dar gefahren, wo ich auf eine sehr nette schwedische Familie stiess. Anna ist hier in einem Weisenhaus taetig und hat ihren fuenfjaehrigen Sohn mitgebracht. Wir unterhielten uns lange und am kommenden Tag hat sie mich zu den Kindern mitgenommen. Gluecklicherweise hatte ich noch Wasserballone im Gepaeck, hatte allerdings nicht damit gerechnet, dass hier das Wasser nicht mit genuegend Druck aus dem Hahn kommt. Die Ballone wurden also vorerst mit Luft gefuellt. Aber “Not” macht erfinderisch und irgendwann haben wir’s doch geschafft. Es war einer der schoensten Nachmittage hier in Tanzaniaa, die Wasserballone waren wirklich der Knaller.
 
 
 
 
Die Feuchtigkeit und Moskitos haben mich aber schnell auf die Insel zu Wind und Wasser getrieben. Darueberhinaus wurde mir von den Volunteers  von einem Engagement fuer die Organisation abgeraten. Die Organisation (help2kids.com, Schweizer Organisation) waere desorganisiert und man haette eigentlich nichts zu tun. Ich hoere das uebrigens an vielen Orten.
So packte ich meine sieben Sachen, rief meinen Kontakt Ahmed auf Zanzibar an und setzte gestern ueber. Auf der Faehre habe ich per Zufall meine Nachbarin getroffen, die Welt ist einfach so klein! Der Muslimische Einfluss war bereits in Dar an der Kleidung der Menschen ersichtlich, wurde aber auf der Faehre und erst richtig auf Zanzibar deutlich verstaerkt. Die Menschen sind gemischt hier, nicht nur Schwarz, oder wenn Schwarz, mit Kopftuch oder dem kleinen Huetchen. Es war sehr spannend, die Interaktion unter den Leuten verschiedener Religionszugehoerigkeit zu beobachten. Der Umgang war freundlich und friedlich, das Zusammenleben verschiedenen Religionen scheint hier eine Normalitaet.
Kilimanjaro Faehre nach Zanzibar, Hafen von Stonetwon in Sicht.
Auf dem Weg von Stonetown nach Nungwi, wo ich wohne, hat mir Ahmed die Insel erklaert, Fruechte aller Art zum Kosten gegeben, verborgene Schluchten mit blauem kalten Meereswasser gezeigt und mich schliesslich in sein wunderschoenes Haus (inoffizielles Guesthaus, super Tipp!) gebracht. Es ist wirklich paradiesisch hier.

Heimat der Green Turtles, Baraka, Nungwi.
Zanzibar hat sich erst 1963 mit dem damaligen Tanganjika zum heutigen Tanzania zusammengetan. Vor der Zeit des britischen Protektorats und spaeterer Kolonialisierung durch England war Zanzibar ein Sultanat, wurde aber als Kolonie  von der Said-Dynastie als de facto Sultanat weitergefuehrt. Damals war Zanzibar der Dreh- und Angelpunkt fuer den bluehenden Sklavenhandel, welcher die Araber reich und unnahbar machten. Mit der Unabhaengigkeit hat die lokale Bevoelkerung daher nicht wirklich ihre Freiheit gewonnen, sonder unterlag nach wie vor der Herrschaft der Arabischen Oberschicht. Dies fuehrte am 12. Januar 1964 zur blutigen Revolution der Schwarzafrikaner, womit die Inseln (nebst Unguja [Hauptinsel] auch Pemba und Tumbatu) endgueltig ihre Unabhaengigkeit eroberten. Heute ist Zanzibar teilautonom und hat eine eigene Regierung und Justiz.
Das Zusammenleben von Christen und Muslimen ist aber nicht immer friedlich. Vor zwei Monaten wurde der Muslimische Fuehrer von der Regierung wegen Verdachts auf Kollaboration mit den Fundamentalisten im Norden Afrikas festgenommen, was zu gewalttaetigen Aufstaenden in Stonetown gefuehrt hat. Erst nach dessen Freilassung nach drei Tagen kehrte wieder Ruhe ein.
Ich lasse mich nun fuer einige Wochen auf das Inselleben ein. Erste Kontakte haben ergeben, dass ich moeglicherweise fuer ein lokales Bildungszentrumr taetig sein und nebenher das Tauchen erlernen kann. Ich koennte mir keinen besseren Anfang fuer das neue Jahr vorstellen.
Euch allen, ob in der Schweiz, in Uebersee, Asien oder am roten Meer, wuensche ich einen guten Rutsch und das Allerbeste fuer’s 2013! Und nicht vergessen: Hakuna Matata!

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