Donnerstag, 27. Dezember 2012

Northern Circuit Safari

Eine Safari in die Serengeti, was wuenscht man sich mehr ueber die Weihnachtstage, wenn man nicht Zuhause bei den Liebsten ist. Die Fahrt nach Arusha ueber die Grenze nach Tanzania gab mir Zeit, mich nach dieser intensiven Zeit in Nairobi an einen neuen Abschnitt zu gewoehnen. Tourismus, ahoi!

Nach einer sehr konfortablen Nacht in der Outpost Lodge (sehr empfehlenswert) wurde ich morgens von unserer „Crew“ bestehend aus Godson, dem Guide, und Nuru, dem Koch, abgeholt. Ich erfuhr dass ein Paar aus Deutschland mitgeht und eine vierte Person die Gruppe ergaenzt. @ Seraina: Das Deutsche Paar, Miriam und Thomas, kam in hochwertiger Sportausruestung (natuerlich in neongruen und weiss), Oakleybrillen und strammen Waden daher (weisst noch?). Die beiden haben die Woche zuvor den Kili in Rekordzeit bestiegen. Sie waren tatsaechlich so schnell, dass sie vor Sonnenaufgang auf de mGipfel standen, in der Dunkelheit, und mit den ersten Strahlen auf dem Abstieg beglueckt wurden. Der Bayrische Akzent hat das Bild vervollstaendigt. Der vierte im Bunde war ein eigentlich ganz sympatischer junger Mann aus Singapur, der in Dubai lebt und arbeitet. Wir waren komplett, es konnte losgehen.

Leider waren wir die gesamten Tage ueber nicht wirklich vom (Wetter-)Glueck gesegnet, die Safari verbrachten wir groesstenteils im Regen. Das sah dann teilweise so aus:

Regensafari in der Serengeti.
Ich moechte an dieser Stelle vorausschicken, dass es nicht die beste Idee ist, nach einem zweiwoechigen Aufenthalt in Naboisho/Kenya eine Safari zu machen. Die Naehe zu den Tieren, die Unebruehrtheit der Landschaft und die Abwesenheit von Touristen ist im Norden von Tanzania schlicht nicht zu finden. Die Gegend hier ist vollstaendig vom Tourismus eingenommen und das fuert nebst enormen Preisen insbesondere bei der lokalen Bevoelkerung zu Problemen. Sie beginnen, sich auf das Geld der „reichen“ Weissen zu verlassen, vernachlaessigen ihre eigene Lebensgrundlage (und auch Familien) zusehends und verfallen zu einem grossen Teil dem Alkohol. Die Kinder halten an den Strassenraendern die offene Hand hin, die Masai fragen plump nach Lunch an jeder Raststaette auf dem Weg in die Serengeti. Jaehrlich kommen ueber drei Millionen Besucher in die hiesigen Nationalpaerke. Fuer mehr ist schlicht kein Platz.

Die Nationalpaerke hingegen, die uebrigens lange vor dem Tourismus der letzten Dekaden Bestand hatten, sind jedoch wirklich einmalig. Selbst durch das Nassgrau hat man die unglaublichen Weiten der Serengeti, das satte Gruen im Ngorogoro Conservancy und die am Horizont matt erscheinenden Vulkane und Berge erkennen koennen.

Ngorogoro Conservancy
Unser Guide Godson war frueher von einer Hunting Company angestellt und erzaehlte uns wilde Geschichten aus dieser Zeit, von den Reichen und Schoenen, von Privatjets  und dem Jagen nach Trophaeen. Anders als in Kenya wird das Schiessen von Wildtieren in Tanzania nach wie vor gegen Entgelt praktiziert. Einen Loewen zu schiessen kostet gute USD 7'000 und einen Elefanten bereits USD 20’000. Nashoerner gehoeren der teuersten Gattung an, da diese beinahe bis zum Aussterben abgeschossen wurden. Aber fur USD 250’000 kann man nachwie vor das beruehmte Horn mit nach Hause nehmen. Wir haben auch schauerliche Geschichten von Gegenangriffen der Tiere auf Menschen gehoert und gelernt, dass ein Bueffel stets ganz und nie nur halb abgeschossen werden sollte, zumindest dann, wenn man seine Flitterwochen zu Ende erleben moechte. Es ist schrecklich, aber Realitaet. Tanzania weiss genau, wie es sein Naturerbe verkaufen kann. Ich hoffe dennoch, dass die Regierung eines Tages den eigentlichen Wert erkennt und entsprechende Verbote erlaesst. Aber solange nachhaltiges Denken hier nicht ankommt, wird die Umsetzung schwierig.

Unsere sogenannten Game Drives waren hauptsaechlich von abenteuerlichen Geschichten Godson’s erfuellt. Daneben haben wir die Fahrten eher schweigend verbracht. Miriam hat schnell feststellen muessen, dass Safari gar nicht ihr Ding ist und verhielt sich entsprechend. Ganz anders ihr Gemahl, welcher grossen Gefallen am Erspaehen von Tieren fand. In regelmaessigen Abstaenden liess er aus der hinteren Sitzreihe „here comes a pig on se left!“ oder „there is a Stauss far on the Horizont!“ verlauten. Er zeigte sich gaenzlich immun gegenueber dem Erlernen von den hiesigen, englischen Tiernamen. Das Pig waere naemlich der Warthog, welcher im Lion King durch Pumba repraesentiert wird. Aber es blieb beim Pig, beim Straussen und auch beim Geier. Waehrend Thomas arg mit der Landschaft beschaeftigt war und Miriam schweigend die angelaufene Scheibe anstarrte, froehnte unser asiatischer Freund seinem Cole-Gin-Gemisch, welches er sich - stetig bemueht, damit nicht aufzufallen - von fruehester Morgenstund an zufuehrte. Darueberhinaus hat er nicht wirklich zur kollektiven Unterhaltung beigetragen. Ich sann also meinen Gedanken nach und schoss bei kurzer Aufhellung ein paar Bilder.

Sausagetree, suche den Leoparden.
Der anhaltende Regen hat dazu gefuert, dass die Zelte inklusive Inhalt (Schlafsaecke, Matratzen) nass wurden und waehrend des Transports auf dem Dach natuerlich nicht trocknen konnten. Die Naechte waren drum etwas unangenehm, insbesondere auf 2300 m.ue.M. auf der Kraterkante des Ngorogoro Kraters. Ich holte mir einen wunderbaren Schnupfen, den ich gerade mit heissem Tee mit Ingwer zu kurieren versuche, waehrend der Muezin seine Gebete von den Daechern sing. Ja, Tanzania ist wirklich anders als Kenya. Der hohe Anteil an Muslime ist der von Aussen sichtbarste Unterschied, waehrend die Andersartigkeit auf politischer Ebene eher subtil wahrgenommen wird. Aber dazu ein anderes Mal.

Das Safari wurde dann doch noch zum Erlebnis, als die Sonne sich waermend ueber dem Krater auftat. Ngorogoro ist ein Einbruchkrater und Teil der Serengeti.

Springende Gnus auf dem Kraterboden.
Das Gebiet wurde zum Konservat erklaert, weswegen auch Masai das Land bewohnen duerfen. Der Kraterboden ist sehr fruchtbar und gerade in der Regenzeit Spielwiese und Nahrungsgrundlage fuer zahlreiche Tiere. Es leben die Big 5 im Krater, darunter ganze 19 Nashoerner. Am Kraterrand liegen die deutschen Landsmaenner Berhard und sein Sohn Michael Grzimek begraben, welche ihr Leben der Tierwelt verschrieben haben. Bernhard Grzimek ist denn auch der Mann hinter dem Dokumentarfilm „Serengeti darf nicht sterben“ und ein enger Vertrauter des ersten Praesidenten von Tanzania nach der Unabhaengigkeit, Julius Nyerere.

Die Ansammlung von allen Tierarten im Krater fuehrt aber auch dazu, dass pro Loewe oder Nashorn mindestens zehn Safaricruiser daneben stehen. Schade, dass dieser PC keinen Cardreader hat, ich haetter gerne ein paar Fotos mehr hochgeladen (mach ich beim naechsten Mal). Zudem hat das Leben in einem Krater zur Folge, dass die Tiere sich nicht mit frischen Genen mischen koennen. Laengerfristig werden die Tiere daher an Gendefekten und aehnlichem leiden. Wir haben beispielsweise ein Zebra mit einem dromedaraehnlichen Buckel auf dem Ruecken gesehen, ein eigenartiges Bild. @Andrea, weiss Du noch in Bali?

Der letzte Tag war die Kroenung des Regenfalles und gleichzeitig der schnellste Wetterwechsel, den ich je erlebt habe. So konnten wir die Safari mit den schoenen Bildern von Elefanten in unvorstellbarer Anzahl beenden.

Elefantenfamilie in Tarangire NP.
Fazit: Wenn man die Serengeti sehen moechte, geht kein Weg am Tourismus vorbei. Rueckblickend muss ich sagen, dass drei Tage Safari ausreichen, wobei eine Nacht in der Serengeti und eine Nacht auf dem Kraterrand empfehlenswert sind. Bei schlechtem Wetter kann man sich sogar ueberlegen, lediglich eine Daytour zum Ngorogoro zu machen. Man kann die Paerke uebrigens auch auf eigene Faust erkunden. Billiger duerfte dies nicht werden, da die Parkgebuehren die eigentlichen Kosten ausmachen. Die Campingplaetze sind jedoch fuer jedermann zugaenglich. Allerdings duerfte das Game Driving schwierig werden, da man die vorgesehenen Strassen nicht verlassen darf und daher wissen muss, wo sich die Tiere befinden. In any case, ich kann Tanzania Private Select Safari gut empfehlen (www.tpss.com).

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