Samstag, 2. Februar 2013

Zeitreise in das äthiopische Hochland


Die letzten tage auf Zanzibar verbrachte ich mit den guten Menschen, die ich in diesem Monat kennen lernen durfte. Es wäre ein Leichtes, noch viele weitere Wochen dort zu verbringen, aber das Reisefieber ist aufgeflammt; ich wollte weiter, das Festland wieder unter meinen Füssen spüren.

Reisen mit dem Flugzeug ist wohl praktisch, aber Koerper und Geist kommen dabei nicht so schnell mit. Wie ich das äthiopische Hochland und dessen prächtigen Gebirgszüge unter mir auftauchen sah und mir beim Aussteigen der nordische Wind kühl um die Ohren wehte, wusste ich, eine neue Etappe beginnt!




Die aethiopische Hochebene aus dem Flugzeug.
Dario und Michael, welche mich herzlich in Aksum empfingen, haben mir das Eingewöhnen sehr erleichtert, obwohl das Reisen zu Dritt im Gegensatz zum Alleinreisen natuerlich eine gewisse Umstellung benoetigt. Die beiden sind bereits zwei Monate mit ihrem Opel Frontera 4WD unterwegs und haben als Overlandtravellers aus der Schweiz über Italien den ganzen Norden Afrikas bereits durchquert. Für Äthiopien haben mir die beiden ein Plätzchen in ihrem Auto frei gemacht und so ziehen wir für die kommenden Tage/Wochen durch das Land.
 
Zuerich in Aethiopien
Erste Etappe: Aksum - Danakil Depression

Die Geschichte des äthiopische Nordens reicht bis 1000 v. Chr. zurueck, als Menelik I das bis 1974 bestehende Kaiserreich Abessinien gegründet hat. Zufolge geschichtlicher Überlieferung war Menelik I Sohn des damaligen Herrschers des jüdischen Kaiserreichs, Salomon, und dessen Frau, Königin Saba, welche heute gerne als Mutter aller äthiopischen Kaiser betrachtet wird. Darunter auch der bis zum Ende des Kaiserreichs amtierende Regent Haile Selassie, der sich als “Koenig der Koenige” unter anderem bei den in Jamaika vertretenen Rastafari Bewegung einen Namen gemacht hat. Allem voran aber haftet ihm der Ruf eines harten Despoten an, der das Land im 20. Jahrhundert lediglich formell in eine konstitutionelle Monarchie umgewandelt hat. Trotz dieser dem Demokratieverstaendnis stossenden Regierungsform hat er das Land oekonomisch modernisiert und stand erfolgreich dem aethipoischen Widerstand gegen die italienische Invasion 1936 vor. Heute darf sich Aethiopien das einzige afrikanische Land nennen, welches sich erfolgreich der Europaeischen Kolonialisierung entzogen hat.
 

Das Abessinische Kaiserreich wurde im 4./5. Jahrhundert n. Chr. in das heute bekannte Aksumitische Reich mit der Hauptstadt Aksum gewandelt, welches den Grundstein fuer das christilische aethipoische Hochland, den regen Handel sowie der Nationalsprache Amharisch legte. Die Ausbreitung des Islams rund vier Jahrunderte spaeter hat dieser wirtschaftlichen Entwicklung ein Ende bereitet, als die Handelsrouten in den Kuestengebieten von Muslimen belagert und das Hochland daher wirtschaftlich abgespaltet wurde. Die Religion und Sprache haben sich aber bis heute bewahrt.

Unsere Reise hat in eben diesem geschichtstraechtigen Aksum begonnen, wovon wir ueber Tigra Ebene in die sprichwoertliche Hoelle der Danakil Senke fuhren, auch bekannt als Afar-Dreieck. Die Danakil Senke ist eine ca. 150’000 km2 grosse Tiefebene, welche Stellenweise bis zu 125 m unter dem Meeresspiegel liegt und weltweit fuer Rekordtemperaturen bis zu 50 Grad im Sommer sorgt. Sie ist Heimat des sehr gut erhaltenen Fossils “Lucy”, aus deren Art sich gemaess Forschern die Gattung Homo entwickelt hat. 

Noch sind die Strassen befahrbar, Kamele passieren unseren Weg.
Das Gebiet wird von den sogenannten Afars bewohnt, ein nomadisches Volk, welches sich insbesondere durch deren Ausdauer und Haerte fuer das Ueberleben in dieser feindlichen Ebene auszeichnet. Die Danakil Senke war vor wenigen Jahren kein empfehlenswerter Ort fuer Touristen, da sich die Afar der touristischen Entwicklung mittels Kidnapping widersetzte. Heute reist man daher nebst Fuehrer auch mit zwei Polizisten und einem Scout in die Wueste.
Bewohner der Danakil Senke

Unser steter Begleiter.
Unsere Fahrt verlief unter diesem Gesichtspunkt gluecklicherweise problemlos. Das Schuetteln und Ruetteln hat aber unser Strassenauto nicht kalt gelassen, die Federung verlor zusehens an Spannkraft und wir waren schon fast soweit, die Reise abzubrechen. Aber man soll ja optimistisch bleiben und so kamen wir wohlbehalten im ersten Lager in der Tiefebene an und fielen in ebenso tiefen Schlaf unter freiem Himmel.

Erstes Lager
Der erste Exkursionstag fuerte uns durch die Ebene zum aktiven Vulkan Erta Ale, waehrend wir im Auto die Aussentemperatur ueber 40 Grad steigen sahen. Doch schon zu Beginn wurden wir durch den ersten Platten unseres Opels aufgehalten und es begannen lange Diskussionen ueber das “wie weiter” und schaffen wir es auch wirklich? Der Teamgeist unserer motivierten Reisegruppe war jedoch ueberzeugend, so flickten wir den Reifen und es begann eine gut sechsstuendige Fahrt durch Sand und Gestein, welche einige Spuren am Fahrzeug hinterlassen hat und fuer mehrere Abschleppuebungen aus dem Sand und damit eine Attraktion fuer die aus dem Nichts erscheinenden Wuestenbewohner sorgte.

Wedi: Hm, wie weiter?
Alle haben Mitzureden
Aber es lohnte sich allemal: Nach kurzer Rast und dem Kauen von “Chat”, dem hiesigen Korrelat zur Kokapflanze in Bolivien, sattelten wir die Kamele und machten uns auf dem dreistuendigen Marsch zum Krater. Das brodelnde Lava war eine einzigartige Sensation, welche einem eine Vorstellung der immensen Kraft unseres Erdinneren gibt.

Dario und das Kamel, bereit zum Aufstieg.
Faszination Lava by night
Der Krater bei Sonnenaufgang
Die Rueckfahrt verlief mit einigen Verirrungen durch eine Oase den Umstaenden entsprechend gut, die Reifen blieben dicht. Nach dem gluehenden Naturspektakel wurden wir Zeugen von weiteren Farben und Erosionen, wie sie nur die Natur schaffen kann: die Danakil Senke ist Heimat vieler Salzeseen und anderen aus diversen Mineralien bestehenden Landschaften. Insbsondere der Salzhandel hat sich hierzulande als Wirtschaftszweig etabliert und wird unter den Afar auch als Zahlungsmittel verwendet.


Eine bunte Reisegruppe
Die Felsen und Weiten haben den Gitarrenspielern unter uns Klaenge von Pink Floyd entlockt und liessen eine atemberaubende Landschaft noch skurriler erscheinen.

 

Reich an diesen Bildern fuhren wir die letzten Stunden zurueck nach Mekele, die Bezirkshauptstadt, wo wir ein traditionelles Essen und eine gute, warme Dusche mehr als verdient haben.

Wedi und Golan geniessen den heissen Fahrtwind.
Fleisch auf heisser Kohle mit Ejere, dem saeuerlichen Brotteig.

1 Kommentar:

  1. uiiiii, ich ha mich soebe updated mit allne blogs!!! whansinn wa du alls erlebsch! und wunderschön trotz oder ebä wegs allne iidrück...beniidenswert.
    ich bi denn gspannt gnauer zerfahre, wie dir dunterwasserwelt gfalle het... und wie sich noch fascht 2 monet unabhängig jetzt es reise zmehrte afüehlt...
    gnüss es no wieterhin, viel erlebnis und moment für dewigkeit :)
    *sisterli

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