Sonntag, 16. Dezember 2012

Masai


Wie bereits erwahnt war die zweite Woche in Naboisho von Regen gepraegt. Die Loewen meiden das Nasse, weshalb die zweite Woche in Naboisho vom unermuedlichen, aber leider erfolglosen Suchen gepraegt war. Drei Pannen an einem Tag fuehrten dazu, dass ich unabhaengig Reifen wechseln kann. Der Stillstand des Cruisers in der weiten Steppe hat seine ganz eigene Romantik, gerade in der wunderbaren Abendsonne.
Fixing flat tire, the first. Two more to come...


Abendstimmung in Naboisho, Gnus am Horizont.


Ich moechte euch auch nicht die sensationellen morgentlichen Ueberraschungen vorenthalten, die uns das Waschbecken in der Regensaison bietet.

Kaeferraten.
 Aber das Fehlen unserer geliebten Loewen lies suns nicht traege herumliegen, zumindest nicht mehr als noetig. Vielmehr nutzten wir die Zeit, um uns vermehrt mit dem Leben der Masai auseinanderzusetzen und locale Maerkte zu besuchen. Wir verliessen also fuer einmal den sicheren Hafen des Busches.


Zitronen!

Ich erinnere mich vor meiner Abreise eine Reality Show im Fernsehen ueber rebellierende Teenager in Deutschland  gesehen habe, wovon zwei zwecks Erlernen von Zucht und Ordnung in ein Masai Dorf verfrachtet wurden. Die junge Deutsche liess daraufhin das Statement verlautet, dass es ecklig war und die Leute im Dreck leben. Aus unserer Sicht ist dies vielleicht gar nicht so unwahr, allerdings hat Kuhstuhl und Kuhdung in dieser Gegend eine ganz andere Bedeutung. Er ist das Fundament fuer ein ertraegliches Leben in der Duerre der Steppe, erlaubt den Bau der ortueblichen Huetten, verleiht einem Glueck, wenn man darauf steht und bietet wertvollen Boden fuer das immerwaehrende Feuer in den Haeusern. Darueber hinaus kann er auch als Medizin verwendet warden, wenn er gekocht ist. Daher ist es wirklich eher eine Frage der Perspektive, wie man Hygiene versteht.

Joseph's home village.
Eli, guess what the boy is having on his arm! Lucky boy
Die Ahnen und heute alten Masai glauben an einen anderen Gott, welcher ihnen das in ihren Augen weltweite Recht auf Besitz aller Kuehen gab. Daher auch die frueheren Raubzuege auf Nachbarsherden und das Unverstaendis Aussenstehenden, dass Diebstahl in diesem Sinne Recht ist. Ich zeigte einem Masai ein Foto einer Kuh aus dem Appenzell und fragte, ob diese auch ihnen gehoerte. Natuerlich lag dieser Frage eine gewisse Ironie zugrunde und ich stellte sie auch nur deswegen, da ich wusste, dass die junge Generation nicht mehr daran glaubte. Entsprechend wurde meine Frage mit einem Lachen quittiert, gefolgt von einem Kopfschuetteln.

Jedoch werden heute nicht alle alten Glaubensfragen so rational verstanden. Themen wie Poligamie und arrangierte Ehen werden heute nach wie vor in vollster Ueberzeugung gelebt. Ich unterhielt mich mit einem 24 jaehrigen Juenglich, welcher bald in den Hafen der Ehe gefuehrt wird. Ich konfrontierte ihn mit dem Thema Liebe in der Ehe und er meinte dazu lediglich, dass die beiden Dinge nichts gemeinsam haben. Liebe kann heimlich gelebt werden.

Gluecklicherweise wird jedoch in den meisten Doerfern keine Beschneidung der jungen Maedchen mehr praktiziert. Die vor rund zwei Jahren erneuerte Verfassung mit dem inherenten Verbot dieses Aktes scheint seine Wirkung getan zu haben. Natuerlich ist eine gewisse Dunkelziffer davon ausgenommen – Wandel benoetigt seine Zeit.

Sohn des Cousins von Jospeh.
 Gegen Ende unseres Besuches in einem klassischen Masai Dorf hatte ich die Gelegenheit, mit der Stammesaeltesten zu sprechen, sie ist 68 und Mutter unseres Mitarbeiters Jospeh. Ich war sehr gespannt ueber ihre Reaktion auf meine Frage, wie sie die Veraenderungen der heutigen Generation, die Modernisierung der Masai und das vermehrte Ablehnen der traditionellen Strukturen wahrnahm. Sehr erstaunt bekam ich ein gleichgueltiges Kopfschuetteln entgegen. Das einzige was ihr heute wichtig erschien, war der Besitz eines Mobiltelefones, um ihre vielen Kinder in den verschiedenen Doerfern erreichen zu koennen. Diese Szene wurde mit gerade gestern bei der Lektuere von Kapuscinski’s Afrikanischem Fieber in Erinnerung gerufen, als er die Nomadenkultur und das Leben in der Unstetigkeit der Masai beschreibt. Einzige Kontante ist die mentale und heute eben praktische, durch Mobiltelefone ermoeglichte orale Verbundenheit untereinander.

  
Joseph und seine Mutter, Dorfaelteste und "Midwife" (Hebamme, es gibt nur eine pro Dorf).
Mit all diesen Eindruecken haben wir Naboisho bereits am Samstag in Richtung Nairobi verlassen. Die Weihnachtsferien standen spuerbar vor der Tuer;  es gab keine Arbeit mehr ueber das Wochenende.



1 Kommentar:

  1. nette ablick des morgens im lavabo :)
    und wie wahr dis statement über dperspektive vo dä hygiene - ha die folg vo därä sendig au gseh, dümmer gots jo nit!

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